Von den Formen und Farben des Günther Esterer

Die Formen und Farben des Weinviertels waren es wohl von Anfang an, die Günther Esterer nicht unwesentlich geprägt haben, der 1942 als Sohn des Gärtners am Krankenhaus Mistelbach zur Welt gekommen ist und der auch heute noch in Ebendorf, einer Katastralgemeinde der Bezirkshauptstadt Mistelbach, lebt und arbeitet. Kennengelernt habe ich ihn in der Reproabteilung der Druckerei Riedel in Mistelbach, wo er anfangs als Schriftsetzer und dann als Abteilungsleiter der Filmmontage gearbeitet hat und schon damals waren es seine Sensibilität, sein sicheres Gespür für Formen und Farben, die beeindruckt haben. Künstlerkataloge, Bücher, Zeitschriften, und nicht zuletzt die Schriftenreihe „Das Weinviertel“ des Kulturbundes Weinviertel hat er als Reprofotograf (mit-) gestaltet.

Dazwischen und daneben hat er sich immer schon der Kunst gewidmet und nachdem der Beruf des Reprofotografen und des Litographen so gut wie ausgestorben ist – Druckvorlagen werden heute mit dem Computer gestaltet – hat auch er vorerst noch den Umgang mit Grafikprogrammen am Computer erlernt. Doch wirklich wesentlich war ihm die Auseinandersetzung mit der Kunst, die ständige Suche nach eigenen Ausdrucksmitteln. Ob Originalgrafik und Monotypie, Aquarell oder Malerei in Öl und Acryl, Günther Esterer schaffte außergewöhnliche Werke, die einer kritischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst jederzeit standhalten, weit über die Arbeiten vieler heimischer Künstler hinaus und die auch in zahlreiche Sammlungen aufgenommen wurden, in private und auch öffentlicher Museen.

Die markanten Strukturen der Felder und Weingärten des Weinviertels, wie auch die Dörfer des Weinviertels, waren ihm vielleicht Vorbild. Doch keineswegs sind seine Werke nur Abbilder der vorgefundenen Landschaften, sondern manchmal vollkommen abstrakte, auf das Wesentliche reduzierte Formen und Farben, bewusst gegeneinander und zueinander gesetzt. Von manchem Betrachter auch noch als Abbilder interpretiert, sind sie immer das, was sie sein sollen, Malerei und Grafik in ihrer vollendeten Form. Schließlich ist ein gutes Bild ein Bild für sich und nicht nur Abbild der Natur, selbst wenn das nicht für jeden erkennbar ist.

FERDINAND ALTMANN